Menu öffnen

Selbstvermarktung in China verstehen

Michael Schmidt ist ein Angestellter aus Europa, der schon seit zwei Jahren in China lebt und dort gut zurechtkommt. Herr Schmidt arbeitet für einen der ältesten und traditionsreichsten Hersteller für Konsumgüter des Landes. Er hat seine Erfolgsziele stets erreicht, beherrscht die Landessprache und ist nun der Ansicht, sich eine Beförderung verdient zu haben.

Aber Herr Schmidt fühlt sich unwohl dabei, sich selbst zu loben, obwohl er weiß, dass er es tun muss. Denn wenn er es nicht tut, wird es niemand anderes für ihn tun.

Leider musste Herr Schmidt die Firma verlassen, nachdem er auf seinen Chef zugegangen ist um ihm sein Anliegen vorzubringen. Er erklärte, dass er in den letzten zwei Jahren in der Lage gewesen sei, seine Erfolgsziele zu erreichen und dass er nicht nur gut mit anderen zusammengearbeitet, sondern allgemein zum Unternehmenserfolg beigetragen habe. Auch nachdem er erklärt hatte, wie viel Freude die Arbeit im Unternehmen ihm mache und wie sehr ihn die Herausforderungen des Postens als Produktmanager reizten, war er am Ende frustriert. Das Gespräch mit seinem Chef beendete er in guter Stimmung, und er hatte angesichts des Gesprächsverlaufs hohe Erwartungen. Er wartete wochen- und schließlich monatelang auf eine Rückmeldung von seinem Chef, aber er war darüber am Boden zerstört, dass nichts geschah.

Warum genau ist Herr Schmidt gescheitert, obwohl er scheinbar alles richtig gemacht hat? Er brachte seine Ziele und Interessen selbstbewusst, klar und deutlich zur Sprache und war zugleich seinem Chef gegenüber höflich und respektvoll. Wäre er in Europa, wäre er ganz richtig vorgegangen. In China funktioniert Selbstvermarktung jedoch anders, und da Michael die entscheidenden kulturellen Unterschiede nicht bewusst waren, war er zum Scheitern verurteilt.

Den meisten Menschen ist nicht klar, dass Selbstvermarktung zwar etwas offenes, von sich aus aber etwas universelles ist. Am wichtigsten ist es, zu verstehen, wie man sich an einem bestimmten Ort gemäß der Werte und Normen der dortigen Kultur präsentiert. Beispielsweise ist in China, anders als in Europa, ein indirekter Kommunikationsstil üblich. Geradlinig vorzugehen und schnell auf den Punkt zu kommen wird in der europäischen Kultur wertgeschätzt, so wie etwa Michaels direktes Vorbringen seines Anliegens indem er sagte, dass er seine Zielsetzungen übertroffen habe und wie sehr er sich darüber freuen würde, die Stelle als Produktmanager anzutreten. Diese Art von Selbstbewusstsein und Initiative wird hoch angesehen. In China dagegen würde es als zu direkt betrachtet werden, seinen Chef in die unangenehme Lage zu versetzen, ein so offenkundig vorgetragenes Anliegen abzulehnen. Es würde wie eine unangebrachte Forderung seitens eines Angestellten in einer niedrigen Position wirken. Man würde Michaels Vorgehen als unbescheiden bezeichnen, da Chinesen ihre Stärken einem Vorgesetzten gegenüber nicht auf diese Art und Weise anpreisen können.

Die folgenden Ratschläge werden Ihnen dabei helfen, sich selbst zu vermarkten und Ihre Karriere voranzutreiben und gleichzeitig bescheiden, respektvoll und indirekt aufzutreten.


Tipp 1: Geduldig sein

Die beste Art der Selbstvermarktung ist, einfach gute Arbeit zu leisten, das entspricht der chinesischen Unternehmenskultur. In China herrscht die Ansicht dass Angestellte, die gute Arbeit abliefern, irgendwann dafür belohnt werden, da Ergebnisse für sich sprechen.

Tipp 2: Netzwerke aufbauen

Die beste und effektivste Art und Weise, in China auf sich aufmerksam zu machen und seine Karriere im Unternehmen voranzutreiben ist, von anderen im sozialen Netz oder „Guanxi“ angepriesen zu werden. Es ist sehr wichtig, sich um starke Kontakte zu einflussreichen Menschen zu bemühen, da diese sich immer hinter den Kulissen für Sie einsetzen können. Wenn Sie das tun, können Sie von einer direkten und unbescheidenen Art der Selbstvermarktung profitieren, ohne selber negative Konsequenzen zu befürchten.

Tipp 3: Kommunizieren Sie anders

Man kann lernen, sich auf eine indirekte und diskretere Weise zu verkaufen, anstatt seinen Chef um ein Gespräch zu bitten. Anstatt um eine Beförderung zu bitten, können Sie lernen ein bescheidener und bedachter Angestellter zu werden, da das Ihr Ansehen steigert und Sie auf den richtigen Weg bringt, um positive Rückmeldungen zu erhalten. Diese neuen Verhaltensweisen können Ihnen zunächst das Gefühl vermitteln, nicht authentisch zu wirken, da Europäern ihr Leben lang beigebracht wird, wie wichtig Durchsetzungsvermögen und Selbstvermarktung sind. Aber Menschen sind in der Lage, ihre kulturellen Angewohnheiten abzulegen, und das kann zu guten Ergebnissen führen.

Tipp 4: Suchen Sie etwas, das besser zu Ihnen passt.

Wenn die obengenannten Tipps Sie nicht weiterbringen, können Sie immer noch den Arbeitsplatz wechseln, denn die meisten Unternehmen in China und ihre Führungskräfte orientieren sich stärker am Westen. Mit den Erfahrungen, die Sie gesammelt haben, wenn Sie im Western gearbeitet oder gelebt haben, passen Sie gut zu ihnen. Das trifft auf die Privatunternehmen zu, die von der jüngeren Generation Chinas gegründet wurden.

Auch wenn Sie sich in einer fremdartigen Kultur wiederfinden, ist es wichtig, sich an Ihrer Umgebung zu orientieren. So können Sie herausfinden, wie Selbstvermarktung funktioniert und Ihr Verhalten an die einheimische Kultur anpassen. Das wird es Ihnen erleichtern, sich auf der Ebene der internationalen Wirtschaft zu bewegen und Ihre Chancen verbessern, in jeglicher kulturellen Umgebung einen guten Eindruck zu hinterlassen.